„Ich dreh‘ mich um, da blüht der Flieder…“

Mai 12, 2008 um 5:40 am | Veröffentlicht in 2008, Alles platti, Bloghexe, Fest-Platte, Hexenkräuter, Kultur, Real-Poetisches, Zuhaus-Hexe | 4 Kommentare
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HexenfliederWenn irgendein duftend erblohenes Gewächs dieser Erde zu mir gehört, dann ist es der Flieder. In allen Farben, mit allen Sinnen.

Der Herr Honigbrötler hat jüngstens auf so anrührende Weise verflogene Gerüche der Vergessenheit entrissen und sie sorgsam vor derselben gerettet. Zu m e i n e n gehört unbedingt der betäubende Duft der wunderschönen Fliederdolden, oft vermischt mit dem von heißem Kerzenwachs.

Denn seit ich denken kann, waren ein paar Zweige der schweren und doch so zarten Blütentrauben meine Geburtstagsblumen (äh… nee, der ist noch nicht heute 😉 ). Von den Eltern als ausladender Strauß zwischen die Geschenke drapiertPfingstflieder - meiner oder von pubertierenden Jungs und verliebten Studenten angeschleppt, gehörten sie mehr als alles andere dazu. Mit den Jahren kam es mir vor, als trügen die Büsche immer früher ihre blassviolette, weiße oder tief burgunderfarbene Pracht. Und so oft welkten sie bis Mitte Mai längst schon wieder dahin und nix wars mit Flieder für die Hex’…

Heute steht er in voller Blüte. Und bei mir zu Hause. Mein Sohn hat mir einen Armvoll gebracht, aus Nachbars Garten geklaut. Und ich hab mich halbtot gefreut. Nicht dass ich einen Muttertag bräuchte – meine Kinder sind sowieso jeden Tag die besten der Welt. Aber für ’nen Fliederstrauß nehm ich den a u c h in Kauf.

Es fühlt sich so an, als könnte man solchen Schöpfungen der Natur, die einen verzückt erschauern lassen, nur mit purer Poesie begegnen. So ist es denn auch mit mit der fliedernen: sie will Leidenschaft, nicht Anbetung – sonst wäre sie ein Baum geworden. Dichter haben den Flieder und seine wonnige Zeit zuhauf besungen, vor allem wohl in Zuständen, von denen man hoffen will, dass sie nicht nur der Umnebelung durch den Fliederduft entsprangen. Wie der hier zum Beispiel – möge er dank dem schnuppernden Fest der Sinne dem Vergessen entrinnen: 😉

Liebesmorgen (Paul Boldt)...liegen wir wie junge Flüsse

Aus dem roten, roten Pfühl
kriecht die Sonne auf die Dielen,
Und wir blinzeln nur und schielen
Nach uns, voller Lichtgefühl.

Wie die Rosa-Pelikane,
Einen hellen Fisch umkrallend,
Rissen unsere Lippen lallend
Kuß um Kuß vom weißen Zahne.

Und nun, eingerauscht ins weiche
Nachgefühl der starken Küsse,
Liegen wir wie junge Flüsse
Eng umsonnt in einem Teiche.

Und wir lächeln gleich Verzückten;
Lachen gibt der Garten wieder,
Wo die jungen Mädchen Flieder,
Volle Fäuste Flieder pflückten.

Bilder: Flieder: Meiner. Frühling: Helmut Maletzke, Greifswald 1979; creative commons.

4 Kommentare »

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  1. In der Coverage vermisse ich ja so den Robert Stolz? 🙂

  2. Hahaha… Oh, glaub mir, es kribbelte in den Fingern, den auch noch zu verfliedern. Doch dann dachte ich an die überschäumende Stummfilm-Nostalgia allerorten und habs lieber gelassen. 😉 Nicht, dass man dann n o c h ein paar Generationen vorher einsortiert wird. Vielleicht hätte man eher noch die Sportfreunde einspringen lassen sollen…? *prust*

  3. Ich weiss, dass es unverschämt von mir ist und ausserdem nichts mit der Sache zu tun hat, aber ich brauche dringend Hilfe…

    Bitte:

    http://andreschneider.wordpress.com/2008/05/22/einladungzurpremiere/

    Danke!

  4. Ich habe das Bild von Helmut Maletzke — Frühling —


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