365 x Valentine’s
Februar 14, 2007 um 2:42 am | Veröffentlicht in Fremd-Worte, Hexen-Gedanken, Kultur, So Momente halt... | 7 KommentareDie Meinungen zum Valentinstag driften ja heftigst auseinander, nicht nur hier. Tag der Liebenden oder gefundenes Fressen für Werbung und Kommerz? Hm, importiert in unsere Lande wurde er wohl eher aus letzteren Gründen. Und so mancher kann dann schön sein schlechtes Gewissen beruhigen, dass das Feuer im Alltag nur mehr raucht als brennt – mit dem großen Pralinenkasten oder dem Blumenstrunk von der Tanke.
Ich werde mich hüten, hier einen Streit vom Zaun zu brechen – das wäre ja wohl erst recht absurd.
Mein Senf dazu: Feiert ihn oder lasst den seligen St. Valentin ruhen.
Aber: Liebt! Und zwar j e d e n Tag! Und lasst es einander spüren.
Ohne Liebe sind wir arm. — Und manchmal… ist sie das Einzige, was hilft.
*
Kennt jemand von euch (noch) Kurt Demmler, einen der erfolgreichsten und originellsten ostdeutschen Songtexter? Nicht? Na, dagegen muss man doch aus – *hüstel* – gegebenem Anlass etwas tun. Er hat nämlich auch eine Reihe wunderschöner Liebeslieder geschrieben.
Das hier ist eins davon. Und hier kann man wenigstens mal reinhören.
Jeder Mensch kann jeden lieben
Jeder Mensch kann jeden lieben.
Wenige nur wählt er aus.
Warum den und nicht den andern?
Was hat jener dem voraus?
Warum zeigen unsre Augen
nur so selten diesen Glanz,
zittern wir vor der Berührung,
finden wir den andern ganz?
Sind es unbekannte Sender,
die da strahlen und verstehn?
Warum jener nur von diesen?
Was macht den vor andern schön?
Gibt es ganz bestimmte Tage,
wo man ’n ersten besten nimmt?
Warum dann und nur den ersten
und wann ist man so gestimmt?
Jeder böse Mensch kann gut sein,
jeder gute Mensch auch schlecht.
Warum weiß man, wen man möchte,
ist uns der vor andern recht?
Einer schaut uns in die Seele,
jeder andre auf die Haut.
Warum macht uns einer leise,
jeder andre nichts als laut?
Eine unbewohnte Insel
barg zwei Menschen aus der Not.
Warum wuchs aus diesem Zufall
eine Liebe bis zum Tod?
Fuhr ein andrer lebenslänglich
ungezählte Häfen an,
warum fand er da nicht einen,
dem zutiefst er zugetan?
Jeder Mensch kann jeden lieben.
Manchmal wählt er einen aus,
lädt sich von Millionen diesen
in sein Herz und in sein Haus…
7 Kommentare »
RSS feed for comments on this post. TrackBack URI
Hinterlasse eine Antwort zu Wolf Antwort abbrechen
Bloggen auf WordPress.com.
Entries und Kommentare feeds.
Aach, Liebe. Liebe ist doch eh überschätzt 😉
Comment by Wolf— Februar 15, 2007 #
Aach, Schopenhauer. D e r ist doch eh völlig überschätzt – und überholt. 😉
Und außerdem: nur eine Meinung (oder zwei? *g*) güldet nich.
Drum hier erste Ergebnisse einer Befragung in der Fußgängerzone:
“Ich möchte wohl wissen, ob in der Liebe zu einem Menschen nicht eine unendliche Progression ist? – ich meine, meine Neigung zu Dir trägt schon alle Früchte des Himmels und der Erde. […] Kurios ist es, aber ich muß in diesem Augenblicke denken und fühlen, und es ist mir, als wär’s wahrhaftig so, nämlich: als wäre meine Brust ein Badezuber und Deine Füße stünden badend und plätschernd in meinem Herzen, und Du sagst: endlich krieg ich warme Füße.”
Clemens Brentano (Brief an Luise Hensel 1816)
Comment by hochhaushex— Februar 15, 2007 #
Eine illustre Fußgängerzone, alles was recht is…
Comment by Wolf— Februar 15, 2007 #
🙂
Uups, und warum sagt mir keiner, dass der Link zu demmlersong.de nicht geht? Hab’n repariert. Jetzt funktioniert er.
Comment by hochhaushex— Februar 17, 2007 #
Dann reparier doch, wo du schon dabei bist, auch die Comic-Verlinkung im „About“ 😉 (http:// davor, dann sollt’s gehen.)
Comment by Wolf— Februar 18, 2007 #
Gott, ja, ein wirklich schönes Gedicht: „Jeder Mensch kann jeden lieben“. Und die kurzen Anmerkungen zu den Fotos, das alles ist sehr sanft, sehr anrührend. Mein Gott, ich bin selbst plötzlich ein wenig verliebt.
Comment by Giovanni— Januar 7, 2008 #
[…] hier geht es bitteschön ab zu einem sehr schönen Gedicht von Kurt […]
Pingback by Leg los, Giovanni « Tullus alpha 11— Januar 10, 2008 #